Hintergrund des Projekts 

Große Teile der Bevölkerung in Deutschland verfügen über eine unzureichende Gesundheitskompetenz (1). Gesundheits-kompetenz beschreibt die Fähigkeit gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und für gesundheitsbezogene Entscheidungen anzuwenden. International wird von Health Literacy gesprochen. Das European Health Literacy Consortium hat basierend auf Literaturanalysen folgende umfassende Definition entwickelt:

„Gesundheitskompetenz basiert auf allgemeiner Literalität und umfasst das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen in unter-schiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in den Bereichen der Krankheits-bewältigung, Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, die ihre Lebensqualität während des gesamten Lebensverlaufs erhalten oder verbessern.“ (2)                                                                                                                        

Personen mit niedriger Bildung, ältere Bevölkerungsgruppen sowie Personen mit einem Migrationshintergrund weisen besonders häufig eine niedrige Gesundheitskompetenz auf (1). Niedrige Gesundheitskompetenz kann sich negativ auf die eigene Gesundheit auswirken und somit gesundheitliche Ungleichheit in der Bevölkerung hervorrufen oder gar verstärken (3). Für die gezielte Förderung von Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung muss auf die spezifischen Bedürfnisse der Gruppen eingegangen werden, welche ein erhöhtes Risiko für niedrige Gesundheitskompetenz aufweisen. Damit die entwickelten Maßnahmen erfolgreich sind, müssen sie systematisch und auf Grundlage der aktuell besten Evidenz entwickelt werden.

 

Projekt FORESIGHT

Im Rahmen des Projekts FORESIGHT wird ein Framework zur systematischen und evidenzbasierten Entwicklung von Interventionen zur Förderung von Gesundheitskompetenz für Personen in Langzeitarbeitslosigkeit entwickelt. Das Projekt beschränkt sich zunächst auf das Setting Wiedereingliederung von Personen in Langzeitarbeitslosigkeit, jedoch soll das Framework auf weitere vulnerable Gruppen ausgeweitet werden.

Derzeit sind knapp 800 000 Menschen in Deutschland von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen (4) . Verschiedene Studien belegen, dass sich Langzeitarbeitslosigkeit negativ auf die Gesundheit der Betroffenen auswirkt (3). Faktoren, die mit Langzeitarbeitslosigkeit assoziiert sind, wie ein geringer Bildungsgrad und Migrationshintergrund, sorgen dafür, dass die Gruppe der Langzeitarbeitslosen ein hohes Risiko für  geringe Gesundheitskompetenz besitzt. Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung und Erprobung einer Intervention zur Förderung der Gesundheitskompetenz für Personen in Langzeitarbeitslosigkeit im Setting der beruflichen Wiedereingliederung.

Das FORESIGHT Projekt ist Teil des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz (5). Etwa jede zweite Person in Deutschland hat Schwierigkeiten gesundheitsbezogene Informationen zu verstehen, zu beurteilen und auf die eigene Lebenssituation anzuwenden. Aus diesem Hintergrund wurde der nationale Aktionsplan erarbeitet. Zur Förderung der Gesundheitskompetenz wurden 4 Handlungsfelder und 15 konkrete Empfehlungen formuliert. Die 4 Handlungsfelder bestehen daraus die Forschung auszubauen, Personen mit chronischen Erkrankungen das Alltagsleben zu erleichtern, die Gesundheitskompetenz in allen Lebenswelten (Ernährungsverhalten, Unterstützung durch Kommunen, Informationen durch Medien) zu fördern sowie das Gesundheitssystem nutzerfreundlich zu gestalten. Zur Bearbeitung der Handlungsfelder ist es außerdem wichtig sich auf bestimmte Umsetzungsprinzipien zu fokussieren. Dazu gehören die soziale und gesundheitliche Ungleichheit zu verringern, Teilhabe zu ermöglichen, individuelle und strukturelle Bedingungen zu verändern sowie Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Weiterführende Informationen zum nationalen Aktionsplan finden sich auf der offiziellen Webseite https://www.nap-gesundheitskompetenz.de (5). 

 

Quellen

1. Schaeffer D, Berens E-M, Vogt D. Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland. Dtsch Arztebl International. 2017;114:53-60.

2. Sørensen K, Van den Broucke S, Fullam J, Doyle G, Pelikan J, Slonska Z, et al. Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and models. BMC Public Health. 2012;12:80.

3. Berkman ND, Sheridan SL, Donahue KE, Halpern DJ, Crotty K. Low health literacy and health outcomes: an updated systematic review. Ann Intern Med. 2011;155(2):97-107.

4. Bundesagentur für Arbeit. Langzeitarbeitslosigkeit - Deutschland, Länder, Regionaldirektionen, Agenturen für Arbeit, Kreise und Jobcenter (Monats-/Jahreszahlen) 2020 [Available from: https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?submit=Suchen&topic_f=langzeitarbeitslosigkeit.

5. Schaeffer D, Hurrelmann K, Bauer U, Kolpatzik K. Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz. In: Gesundheit Bf, editor. Berlin: Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz; 2018.

 

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